Bevor das zwanzigste Jahrhundert in den ersten industriellen Weltkrieg der Geschichte mündete, ruhte es aus in einem langen Sommer. So bezeichnet der Schriftsteller Florian Illies das Jahr 1913 in seinem gleichnamigen Bestseller, in dem er das gesellschaftliche Leben eines widersprüchlichen Jahres zwischen zwei Epochen aufblättert: Hitler und Stalin könnten im Park von Schönbrunn aneinander vorbeigelaufen sein. Oskar Kokoschka liebt Alma Mahler, die ihn nur erhören will, wenn er ein Meisterwerk schafft. Franz Kafka wirbt um Felice Bauer und hat die größte Sorge, dass sie in die Heirat einwilligt. Sigmund Freud und Carl Gustav Jung verfeinden sich. Es begegnen uns Rainer Maria Rilke, Gottfried Benn und Else Lasker-Schüler in einem fabelhaften Zeitgemälde aus Anekdoten, Episoden und biografischen Schnipseln.
Puppenbauerin Louise Nowitzki hat hinreißend wiedererkennbare Miniaturausgaben der Dichter, Diven und Diktatoren geschaffen, fünf Spielerinnen und Spielergeben ihnen behutsam karikierend Leben und Stimme. So wird aus der Collage ein großer und immens unterhaltsamer Puppenspiel-Abend,der das Zeitgefühl der Moderne am Vorabend des ersten Weltkriegs einfängt.
Das Puppentheater Halle, das einzige Ensemble-Puppentheater im deutschsprachigen Raum, hat Produktionen hervorgebracht, die weltweit touren. Koproduktionen mit den Wiener Festwochen, dem Schauspielhaus Köln, dem Staatstheater Stuttgart und der Volksbühne Berlin haben das Puppentheater aus Halle über alle Genregrenzen hinweg bekannt gemacht.