Seit Langem träumt David Espinosa, Liebling des Venediger Biennale Publikums, von einer großen Kunstaktion. Vorerst allerdings fehlt ihm dazu das Geld, und deshalb bat er seine Bühnenbildner, eine Dekoration im Maßstab 1:87 zu bauen. Diese passt in einen einzigen Koffer. Die Zuschauer, die dieses Minitheater besuchen, brauchen schon ab Reihe zwei ein Opernglas, um dem Geschehen folgen zu können.
David Espinosa ist weder Puppenbauer noch Puppenspieler. Seine Protagonisten findet er in den einfachen Figuren für Modelleisenbahnen, die er auf einem Tisch platziert: Striptease-Tänzerinnen, Demonstranten, Obdachlose und sogar einen Sensenmann. Und nicht zu vergessen: Da sind auch Fußballer, am Spielfeldrand lümmelt Publikum. Plötzlich krabbelt ein Kleinkind aufs Feld – und alles wird anders. Die Spieler treten auf den Buben ein, ein Exhibitionist lässt seinen Mantel fallen, einer hinzueilenden Ärztin wird schlecht und, und, und … Durch sich überblendende Szenen setzen starre, leblose Figuren in verblüffender Weise Emotionen frei.
Espinosas geschickte Unterwanderung des Alltäglichen führt zwangsläufig zu der Frage: Können wir uns sicher sein, wissen wir wirklich alles über die einfachen Dinge,
die uns umgeben? Schauen Sie ganz genau hin! Die Welt ist gefährlich, trügerisch und grob. Und alles ist anders, als man denkt.