1994 erschütterte die Festnahme Geert Jan Jansens die Kunstwelt: die Polizei stieß auf über 1600 Werke, signiert von Picasso, Appel, Matisse, Chagall …. Über Jahre hatte Jansen hunderte Werke gefälscht. Obwohl zahlreiche Fälschungen im Umlauf waren, wandten sich Sammler:innen und Institutionen erst auf Druck der Polizei an das Gericht – einige bestanden weiter auf die Authentizität der Arbeiten, die zum Teil sogar von den Künstler:innen selbst bestätigt worden war. Als Kollektiv BERLIN schaffen Bart Baele und Yves Degryse komplexe multimediale Doku-Video-Performances. In „True Copy“ lassen sie den berühmten Kunstfälscher selbst zu Wort kommen. Wer trägt die Schuld: der Fälscher oder der Kunstbetrieb, dessen Gier die Fälschungen letztlich zu Originalen machte?
Berlin ist eines der bekanntesten Dokumentartheater im europäischen Raum. Die Komposition von Realität ist ein zentraler Bestandteil von Berlins Arbeiten, wobei oft die Grenzen von Theater und Wirklichkeit verschwimmen. So begann die Inszenierung um Geert Jan Jansen bereits vor der Premiere: Gleich einem performativen Prolog fingierte Berlin im November 2018 den Fund einer zuvor verschollenen Picasso-Zeichnung. Die internationale Presse war in heller Aufregung, bis die Gruppe das Rätsel nach einigen Tagen auflöste und Jansen als den Urheber der Kopie präsentierte.